Ökonozid - Econocide: Neue Schlagwörter im Umgang mit der Finanzkrise

Donnerstag, 23. April 2009

Ökonozid - Econocide: Neue Schlagwörter im Umgang mit der Finanzkrise

Seit der Finanzchef des taumelnden US-Hypothekengiganten Freddie Mac sich im Keller seines Hauses erhängt hat, geht ein neues Schreckenswort um die Welt: Ökonozid / Econocide. Bei allem Mitgefühl für die Hinterbliebenen, aber bei der Berichterstattung rund um diese Tragödie scheint sich auch ein seltsames Mitgefühl für einen ganz bestimmten Menschenschlag herauszukristallisieren - nicht die direkt Betroffenen, die Leute, die Haus und Job und Existenz verloren haben. Sondern das Top-Management. Die Ärmsten: Sie werden bedroht. Sie werden verantwortlich gemacht. Sie fühlen sich als Sündenböcke. Sie spüren den Neid, weil sie so hohe Boni fürs totale Versagen erhalten.

Jetzt mal ganz ehrlich: Ökonozid, oder Econocide, heißt für mich nicht Selbstmord wegen der Finanzkrise, sondern eher anders herum: Dieses ganze Lumpenpack, das seit Anfang 2007 genau wusste, dass die Blase kurz vor dem Platzen stand (die Münchner Rück und die Allianz warnten damals schon in internen Papieren), machte munter weiter. Lehmann Brothers implodierte erst eineinhalb Jahre später, und erst dieser Kollaps wird als Krisenstartschuss begriffen. Das bedeutet, dass mehr als eineinhalb Jahre vorsätzlich Anleger betrogen wurden. Jeder Handel mit diesen Papieren war seit Frühjahr 2007 Betrug. Skrupellos, hemmungslos wurde das Rad weitergedreht, die Blase sogar noch weiter gedehnt.

Eigentlich ist das dieser Ökonozid, oder Econocide, von dem gesprochen wird: Die vorsätzliche Existenzvernichtung, wirtschaftlicher Mord an Tausenden und Millionen, begangen von einem gierigen Pack, das keine Boni verdient.

Keine Kommentare: